Haltung und Zucht der Blasskopfnonne
Haltung und Zucht der Blasskopfnonne
in Blasskopfnonne (Lonchura pallida) 02.10.2009 23:55von finkenfranke (gelöscht)
Die BLASSKOPFNONNE – Munia pallida
Zu Unrecht wurden alle Nonnenarten von den Vogelliebhabern bisher recht stiefmütterlich behandelt, was sich auch in der einschlägigen Fachliteratur, bis auf Ausnahmen, widerspiegelt.
Es liegen leider verhältnismäßig wenige Berichte über Haltung, Zucht und Besonderheiten des
Lebens in den Zuchtanlagen vor.
Prachtfinken aus Australien und Neuguinea stoßen bei Züchtern und Liebhabern nun mehr auf besonderes Interesse. Einige von diesen sind bei uns zurzeit recht selten in den Anlagen vertreten.
Ein solcher Prachtfink, zu den Nonnenarten gehörend, ist die Blasskopfnonne. Diese wurde in früheren Jahren auch als Gelbbauchnonne oder Weißkopfschilffink bezeichnet.
Im Jahre 1879 sollen erste Exemplare, nach Angaben von Neunzig eingeführt wurden sein.
Im Handbuch für Vogelliebhaber, -Züchter und -Händler, Band I. fremdländische Stubenvögel von Karl Ruß, ist zu lesen; „Die weißköpfige Nonne ohne schwarzen Bauch (Spermestes pallida), von Timor, Flores und Celebes, gleicher weise von Dr. Platen mitgebracht, gleicht im Lockton und in den Bewegungen den Verwandten, hat aber dünnere und schlankere Füße; unterscheidet sich von der gem. weißköpfigen Nonne vornehmlich durch schöne gelbbraune Unterseite."
Im Jahre 1896 wird sie auch unter dem Namen Gelbbauchnonne nochmals von F. Kloss erwähnt, der angibt, dass die Vögel selten auf dem Vogelmarkt erhältlich sind. Seit dieser Zeit wurde die Blasskopfnonne vermutlich gar nicht mehr lebend nach Europa eingeführt.
Die erste dokumentierte Zucht geht auf das Jahr 1979, bei einen Züchters Peters zurück.
Blasskopfnonnen kommen in zwei Unterarten vor. Munia pallida pallida und Munia pallida subcastanea. Die Letztere unterscheidet sich von der Nominatform durch insgesamt merklich dunkel brauneres Gefieder. Vor allem Brust und Bauch sind fast Kastanienbraun wie die Unterschwanzdecken. Die Farben und Zeichnung der Nominatform sind sehr gut auf den Fotos zu sehen.
Männchen und Weibchen sind in den Farben identisch. Wobei das Weibchen fahlere Farben hat. Auch sollen die Unterschwanzdecken ockergelber und zur Bauchunterseite fließender
sein. Bei noch nicht durchgefärbten Jungtieren hat man absolut keine Chance das Geschlecht zu bestimmen.
Die verlässlichste Unterscheidung von Männchen und Weibchen ist wie immer eine DNA-Analyse, welche heute zu erschwinglichen Preisen erhältlich ist.
Leicht kann die Blasskopfnonne, für den ungeübten Betrachter, mit der Gilbnonne,
Gelben Schilfnonne , Gelben Schilffink oder Gelbbrustschilffink Munia flaviprymna verwechselt werden.
Vorkommen
Beheimatet sind Blasskopfnonnen, Unterart M.p.pallida auf den kleinen Sunda- und den benachbarten Inseln, Süd und Mittel Sulawesi, früher Celebes.
Die Unterart M.p.subcastanea bewohnt ein kleines Gebiet im nordwestlichen Zentral-Sulawesi.
Hier streifen sie in Schwärmen durch ihr Verbreitungsgebiet. Da es sich auch um ausgezeichnete Kletterer handelt, bewegen sie sich sehr geschickt an senkrechten Halmen
und im Schilf. Ihr Habitat ist mehr das mit Gras bewachsene offene Gelände welches mit Gebüsch und Baumgruppen unterbrochen ist.
Stellt sich auch als Kulturfolger dar, indem sie in der Nähe von Ortschaften in Reisfelder einfällt. Muskat-Bronzemännchen Lonchura punctulata und Schwarzbauch-/ Dreifarbennonnen Munia malacca bilden oft die Gesellschaft.
Haltung
Alle Nonnen sind nach den vorliegenden Beobachtungen sehr friedliche, stille und angenehme Vögel, welche aber dem Pfleger gegenüber lange Zeit recht vorsichtig und zurückhaltend bleiben. Sie sitzen oft stundenlang zusammen und machen sich kaum bemerkbar.
Nach entsprechender Eingewöhnung zeigen sich alle Nonnen als ausdauernde Vögel, welche
jahrelang in den Anlagen aushalten.
Die Blasskopfnonnen entfalten ihr interessantes Sozialverhalten erst in der Schwarmhaltung in den Volieren mit ausreichenden Versteckmöglichkeiten. Sie können auch paarweise in gut eingerichteten Zuchtboxen gehalten werden. Je größer die Räumlichkeit umso wohler fühlen sich die Tiere. Sie sind etwas ängstlicher und scheuer.
Die Ausstattung sollte recht vielgestaltig sein. Persönlich habe ich meinen Innen- und Außenvolieren mit Kiefernästen, Zweigen, Schilf und Hirsestroh, sowie großen Ranken aus Kunststoff ausgestattet. Zwischen diesen angebracht sind die halboffenen Nistkästen, selbstgefertigte Drahtnester und Kaisernester. Ein Großteil der Voliereninsassen zieht aber den Nestbau zwischen den Zeigen vor. Da die Blasskopfnonnen, wie ihre Verwandten, alle recht verträglich sind, halte ich diese in einer Gruppe zu drei Paaren in Gesellschaft mit Maskenamadinen und Braunbrust-Schilfnonnen.
Hinweis
Die entnadelten Äste der Kiefern belasse ich teilweise in den Volieren. Meine Vögel nutzen diese als Sitzwarten und arbeiten sich an den rauen Ästen die Krallen ab.
Eine besondere Beachtung muss dem Schnabel auf Schnabelrisse und den Beinen und Läufen auf Verhornung geschenkt werden. Die Verhornung der Beine und Füße ist ein natürlicher Schutz gegen die recht scharfen und schneidenden Gräser- und Schilfblätter.
Da meine Vögel im Frühjahr und Herbst umquartiert werden, nutze ich diese Möglichkeit und führe somit zweimal jährlich eine Kontrolle an den Vögeln durch. Krallen werden eingekürzt.
Die Beine werden mit Melkfett oder Balistol-Oel eingerieben.
Sollte die Verhornung nicht im erträglichen Rahmen gehalten werden, kann es vorkommen, dass diese überhand nimmt und die Nonnen schwerlich in der Lage sind ihre Beine normal zu bewegen. Mit zunehmendem Alter werden die Tiere dann „steifbeinig“.
Dieser Sache kann man aber gut vorbeugen.
Bei unberingten Tieren ist der Zustand und das Aussehen der Beine mit ein Indiz für das tatsächliche Alter.
Die Pflege der Krallen ist sehr wichtig, da ansonsten die Tiere in den Volieren, Käfigen und Keschern leicht hängen bleiben können und somit die Gefahr des Verletzens sehr groß ist.
Im Brutnest können die Eier beschäftigt werden und sterben ab. Auch kann es unabsichtlich zu Verletzungen der Jungvögel kommen.
Zucht
Zur Zucht scheint es von großer Bedeutung zu sein, dass die Vögel recht zahm sind.
Sie sollten an den Menschen gewöhnt sein und keinerlei Scheu mehr zeigen um ungestört ihrem
Brutgeschäft nachzugehen. Auch hier ist die Volierenhaltung von Vorteil, da die Vögel dichtes Buschwerk und Verstecke mit vielen Möglichkeiten zum Nestbau bevorzugen.
Das Nest wird fast immer freistehend im Kieferngestrüpp gebaut. In einer Box untergebrachte Vögel bauten im Nistkasten mit rundem Einschlupfloch ihr Nest und zogen zwei Jungtiere auf.
An Nistmaterial verwenden die Nonnen recht grobes Baumaterial für das Außennest.
Im inneren Bereich findet Kokosfaser sowie ein Sisal-Baumwoll-Jutegemisch Verwendung.
Die Schwarmhaltung ist für die Partnerfindung von Vorteil.
Die Blasskopfnonnen schreiten dann recht willig zur Brut.
Auf dem Ast sitzende Pärchen vollführen das rituelle Schnabelwischen.
Mit 4 – 6 Eiern ist das Gelege vollständig. Dieses wird 14 – 16 Tage bebrütet.
Die kleinen Blasskopfnonnen verbleiben noch ca. 22 Tage im Nest. 3 Wochen nach dem Ausfliegen sind die Jungvögel selbständig, können aber in großen Anlagen bei den Eltern belassen werden. Sie haben hier die Möglichkeit, ihre Eltern bei der Aufzucht der Nachfolgebrut zu beobachten und teilweise mit zu helfen.
Es bietet sich natürlich auch die Umsetzung der Vögel, in einen großen Flug mit artgleichen oder verwandten Jungtieren an. Ich persönlich setze hier meine „Alterspräsidenten“ ein um den Jungen das Lernen zu ermöglichen. Mit ca. 7 Monaten ist die Umfärbung in das Alterskleid ab geschlossen.
Der Zeitpunkt des Umsetzens wird von mir auch gleich zur Vorbereitung der DNA-Bestimmung genutzt. Somit muss man die Jungtiere nicht unnötig in die Hand nehmen. Man erspart diesen Stress und Hektik, was unter Umständen zu Verlusten führen kann.
Die Jungen werden im Nest mit 2,7mm beziehungsweise mit 2,8mm und Farbringen gekennzeichnet. Ein Zuchtfreund des Internationalen Lonchura Spezialclub Deutschland (ILSD)
Schrieb mir das Folgende; „Bei mir klappt die Zucht nur in paarweise Haltung, aber in Gemeinschaft mit anderen Prachtfinken, und es wird immer frei stehend in Astgabeln oder künstlichen Hecken gebaut. Ich belasse die Jungvögel aller drei Bruten bis zur vollständigen Mauser, nach fast genau 7 Monaten, bei den Alten in den Zuchtvolieren.“
Versorgung
Ein großkörniges Exotenmischfutter mit diversen Hirsesorten und Glanzsaat stellt die Grundversorgung sicher. Viel Silberhirse und Rote Kolbenhirse als Trockenfutter aber auch halbreif frisch und eingefroren begeistert unsere Blasskopfnonnen. Ein gutes Quell- und Keimfutter wird auch recht gern angenommen und ist für die Zuchtphase notwendig.
Die Vögel nehmen mein eigenes Eifutter. Aus diesen vor allen Dingen zu erst, die Möhrenstückchen und den Schwarztorf.
Die Verabreichung von Lebendfutter ist nicht unbedingt notwendig. Sollte es nicht zur Verfügung stehen, vermissen die Blasskopfnonnen auch nichts.
Sehr gern beschäftigen sie sich mit gesammelten Gräsern und Kräutern. Diese dienen nicht nur der Ernährung sondern tragen auch ein hohes Beschäftigungspotential.
Da ich in den Volieren Kiefernäste und Zweige für die Dekoration und zum Nestbau einbringe,
musste ich feststellen, dass meine Blasskopfnonnen mit Begeisterung die Nadeln abbrechen,
durchkauen und im Anschluss fallen lassen. Somit nehmen sie Harze, ätherische Öle, Mineralstoffe, Vitamin C und Zucker auf.
Schauen
Blasskopfnonnen sind recht selten auf Schauen und Meisterschaften zu sehen.
Sie müssen sorgfältig an den Ausstellungskäfig gewöhnt werden. Ansonsten zeigen sie sich recht nervös und unruhig.
Im AZ-DKB-Standard befindet sich die Artbeschreibung.
Schutzstatus
Die Blasskopfnonnen unterliegen keinem besonderen Schutzstatus. Sie sind nicht kennzeichnungs-, nachweis- und meldepflichtig.
Literaturempfehlung:
- Munias and Mannikins von Robin Restall, Englisch im Pica Press-Verlag Sussex, 1996
- Ziervögel - Enzyklopädie von Ester Verhoefen-Verhallen, Deutsch im Nebel-Verlag, 2002
- Das Prachtfinkenbuch von Horst Bielfeld, Ulmer-Verlag, 1996
- Handbuch für Vogelliebhaber, -Züchter und -Händler, Band I. Fremdländische Stubenvögel,
Creutzsche Verlagsbuchhandlung Magdeburg, 1887
Für die Durchsicht des Manuskripts möchte ich mich beim Zuchtfreund Stephan Krammer
recht herzlich bedanken.
Eugen Franke
Aschersleben
Erschienen im Vogelfreund 10/2009, Seite 428 bis 431
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RE: Haltung und Zucht der Blasskopfnonne
in Blasskopfnonne (Lonchura pallida) 04.10.2009 08:45von Alrun Gottwald (gelöscht)
Hallo Eugen,
Dein Bericht über die Blasskopfnonnen ist Dir wieder einmal gelungen. Es ist hervorragend, daß er auch im "Vogelfreund" veröffentlicht wurde. Er wir uns sicherlich auch einige Fans für unseren Club bringen. Herzlichen Dank für Deine Mühe.
Viele Grüße von
Alrun und Claus
RE: Haltung und Zucht der Blasskopfnonne
in Blasskopfnonne (Lonchura pallida) 05.10.2009 15:31von finkenfranke (gelöscht)
Hallo Zuchtfreunde,
Danke für die Blumen!
Man möchte ja doch etwas anspruchsvollere Sachen abliefern,
welche jeden Vogelfreund etwas geben.
Zum Schluss freut man sich ja auch, wenn die Artikel in Zusammenarbeit
mit dem Redakteur so schön umgesetzt werden.
Werde weiterhin für Euch an schönen Artikeln arbeiten.
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