Bemerkenswerte Winterzucht (1986)
Erfahrungen mit Silberschnäbelchen Euodice cantans
Ich halte und Züchte seit mehreren Jahren dickschnäblige Prachtfinken. Seit einiger Zeit besitze ich eine Gruppe (1,2) Silberschnäbelchen.
Im Winterhalbjahr fliegen diese zusammen mit einem Paar Bourkesittichen in einer kleinen Flugvoliere im Keller.
Temperaturen von 20 - 22°C liegen hier ständig vor. Auf Grund dieser Gegebenheit schreiten meine Tiere ständig im Winter zur Brut, welche ich auch mit allen Mitteln unterstütze.
In der Voliere befinden sich drei halboffene Finkennistkästen und zwei große geschlossene Nistkästen für die sittiche.
Am 10.12.1986 mußte ich feststellen, das eine meiner Finkenhennen nicht mehr zu sehen war. Beobachtungen bestätigten meine Vermutung, das die Tiere ein Nest errichteten.
Ich muß hier noch angeben, das meinen Tieren ständig Nistmaterial zur Verfügung steht und sie auch noch während der Brut Grashalme und Federn verbauten.
Bei einer Nestkontrolle, welche durch die Finken nicht verübelt wurde, sah ich im Nest drei Eier liegen.
Mein Erstaunen war jedoch groß, als ich feststellte, das ausnahmslos alle drei Tiere sich am Brutgeschäft beteiligten. Der Hahn zog die Tagesstunden vor.
Die Hennen wechselten sich früh und in den Nachmittags- und Abendstunden ab.
Nachts bezogen alle zwei Hennen das Brutnest.
Der Hahn verbrachte die Nächte im alten Schlafnest.
Zwei Tage nachdem ich bemerkt hatte, daß beide Hennen das Gelege bedeckten, fing ich die nichtlegende Henne aus der Voliere, da ich mir Sorgen um das Gelege machte.
Doch der Protest aller drei Tiere veranlaßte mich, die Henne wieder zum Paar zu geben.
Das Gelege war nun auch fünf Eier angewachsen. Es gab keinerlei Streitigkeiten zwischen den Tieren. Das Gelege bestand entgültig aus 6 Eiern.
Nach 12 Tagen schlüpften fünf Jungvögel von den drei Alttieren.
Ich reichte Hirse, Glanz, Kolbenhirse und ein handelsübliches Aufzuchtfuttergemisch, sowie geriebene Möhre und Äpfel.
Das Gemisch und Obstfutter wurde erst kurz vor der Beendigung der Brut gereicht.
Nestkontrollen wurden ständig durchgeführt. Die Beringung erfolgte am 11 Tag nach dem Schlupf.
Mit 21 Tagen verließen die ersten Jungvögel das Nest. Die anderen drei Jungen einen Tag später. Alle Jungen werden noch immer von den drei Alttieren umsorgt und gefüttert.
Schwierigkeiten zwischen den Finken und Sittichen gab es bisher nicht.
Die Jungtiere suchen Nachts zusammen ein neues Nest auf.
Die Alttieren schlafen in ihrem Schlafnest.
Sollten Ihren ähnliche Erfahrungen oder Mitteilungen vorliegen, auch mit anderen Tieren. Bitte ich Sie mir dies aus Züchterinteresse mitzuteilen.
Ich möchte hoffen, das meine Mitteilung auf Ihr Interesse stößt, und verbleibe mit Züchtergruß Eugen Franke.
[attachment=0]ExotenSW 84.jpg[/attachment](historischer Artikel, erschienen in der Ausgabe "Garten- und Kleintierzucht" Nr. 10B, DDR 1987)